Das heutige Museum am Strom war früher das Elektrizitätswerk der Stadt Bingen und auch die Gasversorgung (Gasnetz und Produktion) befand sich in städtischer Hand, bis 1969. Seit dem Verkauf von Gas- und Stromnetz an die RWE besaß die Stadt zwar Aktien der RWE, hatte aber keinen direkten Einfluss mehr, weder auf das Netz noch auf die Versorgung. Das ist nun wieder anders. Nach der letzten gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Finanzausschuss sowie Werksausschuss erklärt Stadtratsmitglied Dr. Till Müller-Heidelberg, der für die SPD-Fraktion federführend seit Jahren das Thema Rekommunalisierung des Elektrizitäts- und Gasnetzes betrieben hat: „Nach jahrelanger und intensiver Arbeit haben wir endlich unser Ziel erreicht. Angesichts der zum 31. März 2016 auslaufenden Konzessionsverträge mit RWE und EWR für das Elektrizitäts- und Gasnetz von Bingen haben wir uns seit Anfang 2013 dafür eingesetzt, dass die Stadt Bingen im Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge neben der Zuständigkeit für Wasser und Abwasser auch wieder das Elektrizitäts- und Gasnetz in die eigene Hand bekommt und somit die optimalen Entscheidungen für die Bürgerinnen und Bürger treffen kann.“ Nachdem der Stadtrat bereits im November letzten Jahres aufgrund der vorangegangenen Ausschreibung dem Kooperationsangebot der Rheinhessischen Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (mehrheitlich Ingelheim) den Zuschlag erteilt hatte, haben nunmehr Haupt- und Finanz- sowie Werksausschuss in ihrer letzten Sitzung dem Kooperationsvertrag zwischen Bingen und Ingelheim ihre Zustimmung erteilt. Danach bilden die Rheinhessische und die Stadtwerke von Bingen eine neue Bingen Netz GmbH & Co KG mit einer Mehrheit von 51 % für die Stadt Bingen, und diese gemeinsame Gesellschaft schließt die Konzessionsverträge für Strom und Gas mit der Stadt Bingen ab. „Dadurch stärken wir auch gleichzeitig unsere eigenen Stadtwerke, die auch zunehmend Aufgaben für die gemeinsame Bingen Netz GmbH & Co KG übernehmen werden und sich dadurch in den neuen Bereich einarbeiten können“, ergänzt Philipp Staudinger, der SPD-Sprecher im Stadtwerkeausschuss.

Neben einem stärkeren Einfluss auf die beiden Versorgungsnetze verspricht sich die Stadt von diesem Engagement eine relativ sichere Rendite von 5,5 %. „Und darüber hinaus besteht nach dem Kooperationsvertrag die Option, dass die Stadt Bingen ihre Mehrheit an der Kooperationsgesellschaft auf bis zu 74,9 % erhöht“, so der Fraktionsvorsitzende Michael Hüttner. „Auch eine Verschmelzung der Kooperationsgesellschaft mit der Rheinhessischen ist möglich, verbunden mit einer gleichberechtigten Beteiligung der Stadt Bingen an der Rheinhessischen. So entstände eine gemeinsame starke Gesellschaft für die Versorgung der Städte Ingelheim und Bingen nach dem Muster der erfolgreichen gemeinsamen Gesellschaft für die Rheinwelle.“

Insgesamt also nach Auffassung der Sozialdemokraten eine runde Sache, die alle Binger Wünsche erfüllt und obendrein vielversprechende zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten bietet.