Die SPD Stadtratsfraktion hat sich jüngst öffentlich dafür stark gemacht, dass Aufgaben und Aufträge, für die beim Personal der Binger Stadtverwaltung entweder keine Kapazitäten oder keine entsprechenden Fachstellen vorhanden sind, „ingesourced“ werden. Das bedeutet, dass die Stadt Bingen eigene Leute für die Erledigung dieser Aufgaben einstellt. Mittel- und langfristig plant die SPD Stadtratsfraktion somit Geld einzusparen, da die Beschäftigung eigenen Know-Hows günstiger als teure Fremdvergaben sei und außerdem Aufträge regelmäßiger und schneller erledigt werden könnten.
Diese Forderung holte nun die CDU Stadtratsfraktion auf den Plan, die kritisierte, die SPD fordere etwas, was schon längst von der Verwaltung vorgelegt und bei allen Fraktionen Konsens sei. „Interessant und merkwürdig ist dann allerdings, dass unsere Forderung nun auch den Koalitionspartner der CDU – die Grüne Stadtratsfraktion – auf den Plan holte, die Wiederum unsere Forderung inhaltlich kritisierte, dieses Insourcing bringe nichts, weshalb davon abzuraten sei“, wundert sich der Geschäftsführer der SPD Stadtratsfraktion Rouven Winter. „Wo hier Konsens bestehen soll und wo hier quasi schon alles gelaufen sei, wie es die CDU Fraktion versucht darzustellen, wird hier durch die Äußerungen des eigenen Koalitionspartners im höchsten Maße ad absurdum geführt“, ergänzt Winter. „Selbstverständlich haben wir ein Interesse daran, dass unsere Vorschläge auf eine breite Unterstützung und bestenfalls Konsens treffen, schließlich geht es hier um effizienteres Arbeiten und Kosteneinsparungen für die Stadt“, erklärt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Philipp Staudinger. „Falls CDU und Verwaltung also längst mit uns einer Meinung sind, wie sie es darstellen, der Koalitionspartner aber offenbar querschießt, dann stehen wir selbstverständlich bereit und werden das Thema „Insourcing“ zusammen mit der CDU Stadtratsfraktion konkret voranbringen“, so Winter und Staudinger.
Auch möchte die SPD Fraktion die Behauptung der Grünen, es handele sich bei Insourcing um eine „Milchmädchenrechnung“ nicht im Raum stehen lassen. „Wer sich die Tariftabellen im öffentlichen Dienst genau anschaut, der erkennt klar, dass man etliche Stellen für das im Haushalt angesetzte Geld schaffen kann. Ein Gärtner kostet die Stadt bei hoher Eingruppierung, hohem Dienstalter und bei großzügiger Auslegung der TVÖD Tabelle rund 50 000 Euro im Jahr. Angelernte Hilfskräfte kosten die Stadt wesentlich weniger. Bei mehr als 300 000 Euro Fremdvergaben im Bereich des Gartenamtes pro Jahr, lassen sich also etliche Stellen schaffen. Ein Bauingenieur kostet die Stadt, ebenfalls großzügig ausgelegt, rund 80 000 Euro. Bei Vergaben von Ingenieurleistungen in den nächsten zwei Jahren im Bauamt von 360 000 und noch einmal rund 575 000 Euro im Amt für Gebäudewirtschaft sehen wir hier ebenfalls ausreichend Spielraum und Diskussionsbedarf“, so Staudinger. „Falls die CDU ein Interesse daran hat, das Thema ohne die Grünen gemeinsam mit uns voranzubringen, damit keiner der beiden Koalitionäre einknicken muss, dann sind wir zum Wohle der Stadt gerne zu Gesprächen bereit. Uns wären solche inhaltlichen Gespräche dann auch lieber, als die unsachlichen Schuldzuweisungen, mit welchen die schwarz-grüne Koalition aktuell leider immer wieder auffällt“, so Staudinger abschließend.