„Den Frieden zu erhalten ist die wesentliche Aufgabe von Gesellschaft und Politik. Die Geschichte hat uns immer wieder aufs Neue gelehrt, welchen Schrecken und welches Leid kriegerische Auseinandersetzungen für die Menschen bedeuten“, erklären der SPD Fraktionsvorsitzende Michael Hüttner und der SPD Fraktionsgeschäftsführer im Binger Stadtrat Rouven Winter. „Mit großer Sorge beobachten wir konfliktreiche Entwicklungen auf der ganzen Welt. Es liegt an uns allen vor Eskalationen zu mahnen und die Geschichte fest im Blick zu halten“, so Hüttner weiter. „Zahlreiche Gedenktafeln in Bingen sind mit Namen von Kriegsopfern versehen. Die Familiennamen kommen uns dabei bedrückend bekannt vor. Es sind die Namen unserer eigenen Familien, Nachbarn oder Freunde“, erklärt Winter. Erschrocken zeigt sich die SPD daher, dass der Oberbürgermeister nun plant, die Gedenkfeiern am Volkstrauertag und an Allerheiligen, die in der Vergangenheit in allen Stadtteilen stattfanden, nun durch eine zentrale Gedenkfeier zu ersetzen. „Diesen Beschluss halten wir für falsch. Wir können zum einen nur immer wieder die Wichtigkeit des Gedenkens betonen. Zum anderen können wir nicht feststellen, dass in allen Stadtteilen die Teilnahme an den Gedenkfeiern verschwindend gering sei wie es behauptet wird“, meint Hüttner. „So wissen wir beispielsweise in Gaulsheim, davon, dass eine zentrale Gedenkfeier sehr bedauert wird“, erläutert Winter. Der Ortsvereinsring hat sich hier bereits mit der Bitte an den Oberbürgermeister gewandt, dass in Gaulsheim weiterhin die Feierlichkeiten an Allerheiligen auch unter Beteiligung der Stadt stattfinden. Dieser winkte jedoch ab. Die Veranstaltung, die auch von der Kirche und dem Ortsvereinsring mitgestaltet wird, könne zwar weiterhin bestehen, aber eben ohne „staatliche Beteiligung“ der Stadt, die nur noch an einer zentralen Veranstaltung mitwirken möchte. Auch in anderen Stadtteilen wie beispielsweise in Dromersheim, Sponsheim, Dietersheim und Kempten nehmen viele Bürger und Vereinsvertreter an den Gedenkveranstaltungen teil.
„Die Stadt und die Politik haben hier eine besondere Verantwortung. Man kann sich hier nicht einfach rausziehen und Gedenkkultur rationalisieren“, meint Hüttner. Die SPD hat daher den Oberbürgermeister mit der Bitte angeschrieben, die Pläne noch einmal zu überdenken. Bei den Beteiligten in allen Stadtteilen vor Ort soll die Stadtverwaltung noch einmal nachfragen und die Situation klären. In den Orten, in denen die Feierlichkeiten weiter bestehen sollen – auch unter staatlicher Beteiligung der Stadt – sollen diese auch so stattfinden.
„In der Presse haben wir erfahren, dass es hier bereits einen Runden Tisch mit einigen Beteiligten gab. Dass die Pläne, nur noch eine zentrale Gedenkfeier stattfinden zu lassen, jedoch in der Bevölkerung auf Unmut gestoßen sind und teilweise sogar geplant wird, die Gedenkfeiern dann schlicht ohne Beteiligung der Vertreter der Stadt durchzuführen, zeigt, dass hier noch erheblicher Rücksprachebedarf besteht“, so Hüttner abschließend.