Die Geschichte der Juden in Bingen reicht zurück ins 12. Jahrhundert. Mit der Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht vom 10. auf den 11. November 1938 und der Deportation aller in Bingen verbliebenen 152 Juden in den Jahren 1942/43 löschte die nationalsozialistische Schreckensherrschaft die jüdische Gemeinde in Bingen gänzlich aus. „Das Erinnern an die grausamen Taten und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus steht daher im Mittelpunkt unserer Arbeit“, erklärt der Vorsitzende des Arbeitskreises Jüdisches Bingen Hermann-Josef Gundlach. Er stellt den Binger Sozialdemokraten in den Räumlichkeiten in der ehemaligen Synagoge in der Rochusstraße das Wirken des Arbeitskreises vor. Dazu gehören die Forschung und Dokumentation der Geschichte der Binger Juden sowie Veranstaltungen, wie auch die Pflege von Briefkontakten weltweit. „Die am weitesten entfernt wohnenden Mitglieder leben in Korea und Mexiko“, berichtet Gundlach. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Verlegung von Stolpersteinen. Seit 2006 wurden 115 Stolpersteine, kleine gravierte Messingplatten, zum Gedenken an die Opfer des Holocaust vor ihren ehemaligen Häusern und Wohnungen in Bingen verlegt.
Mehrere Bücher hat der Arbeitskreis mittlerweile veröffentlich. Besonders am Herzen liegt Gundlach die Arbeit mit Schülern: Projektwochen in den Schulen, Führungen auf dem Judenfriedhof und ein neues Heft im Comic-Stil für den Unterricht. „Das hinterlässt tiefe Eindrücke bei den Schülern“, so Gundlach.
„Insbesondere die Ansprache von Kindern und Jugendlichen ist absolut zu unterstützen“, bedankt sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Hüttner MdL für das große Engagement. Den Wunsch nach mehr Ausstellungsfläche und die Unterbringung der Bibliothek, die derzeit in einer Garage gelagert ist, nehmen die Sozialdemokraten mit. „Seit 20 Jahren leistet der Arbeitskreis Jüdisches Bingen einen enorm wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft: Er gedenkt und erinnert zum einen an das wohl schwärzeste Kapitel der Geschichte unserer Stadt und hält zum anderen in besonderer Weise die Geschichte der Binger Juden am Leben“, unterstreicht SPD-Pressesprecher Sebastian Hamann.