„Wer ist denn die Jugend, ja wer denn?“, rief der CDU Fraktionsvorsitzende der SPD Stadtratsfraktion entgegen, die in der vergangenen Stadtratssitzung ein Jugendtaxi für Bingen und einen Grillplatz am Rhein beantragten. In dem Moment stehen die sehr zahlreich erschienenen jugendlichen Besucher auf. Halten Schilder hoch. Und rufen: “Hier!”.
„Dass so viele Jugendliche in einer Stadtratssitzung erscheinen ist ungewöhnlich aber sehr erfreulich“, freut sich Rouven Winter, jugendpolitischer Sprecher der SPD Stadtratsfraktion, der die Jugend-Anträge der SPD im Stadtrat vorgestellt hat. „Dass Bürger mit Schildern und Transparenten ihr Unverständnis gegenüber der Koalition zum Ausdruck bringen, scheint in Bingen nicht ungewöhnlich“, ergänzt der Pressesprecher der SPD Fraktion, Sebastian Hamann. Hamann erinnert an die Sponsheimer Eltern, des Kindergartens und die Dromersheimer Bürger, die gegen den Funkmast protestierten. „Wir sind froh darüber, dass Jugendliche sich an der Kommunalpolitik in Bingen beteiligen wollen“, so Winter und Hamann.
Yvonne Mark und Maximilian Greb sind Sprecher der Jusos Bingen. Sie haben an der Stadtratssitzung teilgenommen. „Es war ja leider zu erwarten, dass die konservative Koalition aus CDU, FDP und FWG wiederholt jugendpolitische Anträge im Stadtrat ablehnt. Aber dass sie es ohne plausible Argumente tun, war schon bemerkenswert“, so Mark und Greb. Nicht nur Greb und Mark, sondern auch die anderen Jugendlichen, die mit dabei waren, sind verärgert über die „fadenscheinigen Argumente“ wie sie es nennen.
Sie beziehen sich unter anderem auf einen Pressebericht vom Montag, in dem berichtet wurde, dass mehrere Jugendliche auf dem nach Hause Weg von der Vofi Party attackiert und verletzt wurden. Die Täter wurden bisher nicht ermittelt. „Die Koalition behauptet trotzdem bis heute noch, dass ein Jugendtaxi nicht notwendig sei, weil Jugendkultur sich ja nur zu den Busfahrzeiten abspiele. Dass es einen Bedarf für sicheres nach Hause Kommen gibt, wird ignoriert“, erklärt Greb. „Die Koalition argumentiert hier fernab der Realität“, meint Winter. „Diese zeigt einfach etwas anderes und zeigt auch die Notwendigkeit auf, dass Jugendliche sicher nach Hause kommen sollten“. Auch Kosten dürften kein Argument sein. „Die Fußgängerbrücke am Stadtbahnhof, über die zumindest noch diskutiert wurde, das wären 200 Jahre Jugendtaxi gewesen“, rechnet Winter vor.
„Auch die Ablehnung des Grillplatzes wurde mit Scheinargumenten abgeschmettert“, meint Mark. „Einfach zu behaupten es sei überall Naturschutzgebiet ist schlicht falsch und zeugt entweder von Unwissenheit oder es ist gelogen“, so Mark weiter.
Zu einer wirklichen Diskussion im Stadtrat kam es nicht. Die Argumente der Koalition gegen die Jugendanträge wurden in den Haushaltsreden beiläufig erwähnt. Zu den Anträgen der SPD Fraktion hat keiner aus der Koalition Stellung bezogen. Sie wurden schlicht mit der Mehrheit abgelehnt.
„Wer ohne Argumente die Anliegen der Jugend ablehnt, hat für die Jugend in Bingen nichts übrig“, so Hamann, Winter, Greb und Mark abschließend.