„Es ist verwunderlich, dass die Binger FDP nicht an dem Antrag der beiden anderen Koalitionsfraktionen beteiligt ist, passt doch das Ansinnen des Antrags von CDU und FWG genau in das Bild der Schwarz-Gelben Klientel-Politik in Berlin“, kommentiert SPD-Pressesprecher Sebastian Hamann den Vorschlag einer Kultur- und Tourismusförderabgabe für Bingen.
Als eine Alternative zur Fremdenverkehrsabgabe erwägen CDU und FWG, dass Hotelgäste eine Abgabe von einem Euro je Übernachtung zahlen. Die große Akzeptanz unter den Gästen, die Frank Berlep (CDU) und Wolfgang von Stramberg (FWG) erwarten, bezweifeln die Sozialdemokraten jedoch stark. Folge man dem Bundestrend, werden wohl die Steuererleichterungen für Übernachtungsbetriebe in den allerwenigsten Fällen an die Kunden weitergegeben. „Erhöhte Übernachtungskosten und sei es nur einen Euro, locken sicherlich nicht mehr Gäste nach Bingen“, so Dr. Till Müller-Heidelberg (SPD). Hingegen sei es richtig, wie ursprünglich gedacht, mit Einnahmen aus der Fremdenverkehrsabgabe im Bereich Tourismus zu investieren, wovon letztlich das Binger Gewerbe wieder profitiere. Der Vorschlag von CDU und FWG führe wohl zu deutlich weniger Einnahmen für die Stadtkasse, was in der Konsequenz bedeute, dass geringere Mittel zur Tourismusförderung zur Verfügung stehen.
„Wenn die beiden Fraktionen im Zuge der Fremdenverkehrsabgabe von einer Gerechtigkeitsdebatte sprechen, so müssen sie auch erklären, wie eine pauschale Abgabe in gleicher Höhe für die Jugendherberge aber auch für ein Sterne-Hotel gerecht sein kann“, kritisiert Till Müller-Heidelberg. Wahrscheinlich sei diese Ungerechtigkeit jedoch nur dem unausgereiften Antrag geschuldet.
„Dass die breite Befürwortung der Fremdenverkehrsabgabe im Rat nun ins Wanken gerät, ist Sinnbild einer Lobby-Politik von CDU und FWG zu Ungunsten des Tourismus in Bingen“, so Sebastian Hamann. Zielte die Fremdenverkehrsabgabe darauf ab, auf möglichst vielen Schultern verteilt, Finanzmittel zur Tourismusförderung zu akquirieren, greift der neue Vorschlag den Gästen in den Geldbeutel. „Bei vermeintlich weniger Investitionen sowie freier Finanzspitzen für den Tourismus und dem Signal an die Besucher, für den Aufenthalt in Bingen extra zahlen zu müssen, muss die Frage erlaubt sein, ob damit nicht der Schuss nach hinten los geht.“